Klimakiller Mode?

Klimakiller Mode?

Last Updated on 2022-11-25
Dr. Christine Domforth

Die Textilproduktion ist extrem umweltschädlich, Jahr für Jahr landen riesige Mengen an Kleidungsstücken im Müll – teilweise sogar ungetragen. Wie es auch anders geht und wie beim Spaß an der Mode die Nachhaltigkeit nicht zu kurz kommt, war Thema bei „fashion & more“ im kwartier15.

Bei der Veranstaltung „fashion & more“, die am 19. November 2022 im kwartier15 stattfand, drehte sich alles um Mode und Nachhaltigkeit. Roswitha Schaffer, die Obfrau der Best-Ager-Plattform weiteraktivmitroswitha, hatte die Idee dazu und moderierte die Vormittags- und die Nachmittagssession, zu der insgesamt 100 Damen und fünf mutige Herren in die Reindorfgasse in Wien XV gekommen waren.

Auch wenn wir beim Shoppen nicht daran denken, Mode ist ein absoluter Klimakiller. INARA-Geschäftsführerin Brigitta Schwarzer präsentierte dazu erschreckende Zahlen, die zwar aus Deutschland stammen, sich aber auch auf Österreich umlegen lassen. Demnach kauft Frau pro Jahr 60 Kleidungsstücke. 20 bis 40 Prozent der Jacken, Hosen, Shirts oder Kleider werden allerdings nie angezogen, sondern ungetragen entsorgt. Gigantische 1,3 Millionen Tonnen Kleidung werfen die deutschen Privathaushalte Jahr für Jahr in den Müll, erhebliche Mengen – meist Retourwaren – werden auch von Amazon, Zalando & Co. entsorgt.

Zu viel Chemie und zu viel Wasser

Die Produktion von Textilien ist sehr umweltschädlich, es wird viel Chemie verwendet und auch der Wasserverbrauch ist enorm. „Studien zeigen, dass bei der Herstellung von einem Kilogramm Bekleidung etwa ein Kilogramm an Chemikalien verwendet wird. Und um ein einziges Baumwoll-T-Shirt zu erzeugen, braucht man 2.700 Liter Wasser,“ erläuterte Schwarzer. Die ökologische Bilanz von Kunstfasern ist ebenfalls sehr negativ. Für deren Produktion wurden 2015 weltweit knapp 100 Millionen Tonnen Erdöl verbraucht, 2050 werden es bereits 300 Millionen Tonnen sein. Insgesamt stammen zehn Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes aus der Bekleidungsbranche, das ist mehr als Flugverkehr und Schifffahrt zusammen. Die Textilwirtschaft ist damit einer der größten Klimasünder.

Weniger, aber gute Qualität kaufen

„Diese Zahlen zeigen, dass eine sinnvolle Reduktion dringend nötig ist,“ betonte Schwarzer. Die KonsumentInnen müssten der Nachhaltigkeit wegen weniger, aber dafür bessere Qualität kaufen und fast fashion konsequent meiden. Man sollte Kleidungsstücke länger tragen und sie dann nicht entsorgen, sondern wieder verwerten oder tauschen. Für besonders sinnvoll hält Schwarzer das Upcycling, auch den Trend zur Vintage-Mode sieht sie positiv.

Um Fehlkäufe zu vermeiden, die nur im Schrank hängen oder schnell in den Müll wandern, empfiehlt die Outfitberaterin Gabriele Albeseder überlegtes Einkaufen und rät den Damen zu einer Farbberatung, bei der es um Haut-, Augen- und Haarfarbe geht. „Man sollte seinen Farbtyp kennen und wissen, ob man besser warme oder eher kühle Farben trägt. Berücksichtigt man das, passen die einzelnen Teile farblich zusammen und man weiß, was einem gut steht und wovon man besser die Finger lässt,“ so Albeseder.

Für viele Menschen ist vegane Ernährung ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Andere entscheiden sich wegen des Tierschutzes oder – wie Unica Neuspiel – wegen der Gesundheit für den totalen Verzicht auf tierische Lebensmittel. Neuspiel stellte vor drei Jahren ihre Ernährung komplett um und ist mittlerweile Spezialistin für vegane und glutenfreie Küche. Bei „fashion & more“ erläuterte sie, wie man bei der Umstellung auf die vegane Lebensweise am besten vorgeht und wie man sich auch ohne tierische Lebensmittel vollwertig ernähren kann. Weil vegane Lebensmittel lange haltbar sind – anders als herkömmliche Milch werden beispielsweise pflanzliche Drinks nicht sauer – und bei ihrer Erzeugung weit weniger Bodenfläche verbraucht wird als etwa für die Viehzucht, ist diese Ernährungsweise auch besonders nachhaltig.

Stiefkind Selbstfürsorge

Frauen kümmern sich meist um Familie, Freunde und Kollegen, die Selbstfürsorge bleibt dafür oft auf der Strecke. Das sollten wir ändern, meinte Katharina Müller-Hora, die als Business-Coach und Gesundheitstrainerin arbeitet. Man sollte nicht zu kritisch mit sich selbst sein, sondern vielmehr auch mit sich selbst respektvoll umgehen. „Seien Sie sich selbst der beste Freund und schrauben Sie ihren Perfektionismus herunter,“ so Müller-Hora. Selbstfürsorge sei die Basis für ein gesundes, ausgeglichenes und zufriedenes Leben und gerade in Krisenzeiten, wie wir sie derzeit erleben, besonders wichtig.

Wer wollte, konnte sich bei der Veranstaltung von der Visagistin Marlene Mokricky schminken lassen, die Designerin Rike Pinheiro präsentierte originelle Schmuckstücke aus feinem Garn, die jedes Outfit aufpeppen. Und Veronika Leber zeigte den interessierten Damen, wie man Kleidungsstücke mittels Stoffdruck upcyceln und zu Unikaten machen kann.

Dass man bei der Auswahl seiner Kleidung nicht nur auf Modetrends, sondern auch auf sein Sternzeichen achten sollte, rät die Astrologin Renate Hofbauer. Jedem Sternzeichen sind bestimmte Farben und Modestile zugeordnet. Das kann man ausnützen, um seine Persönlichkeit zu unterstreichen. Wer „seine“ Farbe trägt, könne sich besser durchsetzen und schwierige Situationen besser meistern, so Hofbauer.

Im Sinne der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung konnten zur Veranstaltung im kwartier15 gut erhaltene hochwertige Kleidungsstücke und Modeschmuck zum Tauschen, Schenken, Upcyceln oder Spenden mitgebracht werden. Die Damen gustierten und probierten eifrig, zahlreiche Stücke wechselten die Besitzerin. Die gespendeten Teile gehen an die Frauenwohnhäuser der Caritas, die Geldspenden im höheren dreistelligen Bereich an die Make-A-Wish-Foundation. Am Buffet gab es sowohl vegane als auch traditionelle Häppchen. Dort wurde bei einem Gläschen nichtvegangen Sekt oder Wein noch länger intensiv über Mode und vieles mehr diskutiert.