“Klimaschutz wird wichtiger werden als die Digitalisierung”.

“Klimaschutz wird wichtiger werden als die Digitalisierung”.

Last Updated on 2020-10-20
Im Gespräch mit Presse Fokus Industrie – 07.10.2020: Gregor Rosinger über Industrielle, Investoren, neue Trends und die Ziele seines Unternehmens

  • Herr Rosinger, Sie sind Industrieller und Investor und haben in Ihrer bisherigen Karriere 63 Unternehmen an die Börse geführt. Wie grenzen Sie in ihrem Tun die Begriffe Industrieller und Investor ab? Ist der Übergang nicht fließend?

Sie haben Recht, der Übergang zwischen den Begriffen Industrieller und Investor ist fließend, eigentlich sind es fast Synonyme mit einem kleinen Unterschied in der Herangehensweise.

Als Industrieller agiere ich in den Firmen, wo das Produkt- und Leistungsportfolio das Handeln vorgibt und sich die Leistungserstellungsprozesse, Investitionen, usw. danach zu richten haben, dass das Produkt und Leistungsportfolio optimal angeboten werden kann.

Als Investor agiere ich dann, wenn für mich die vorhandenen Ressourcen einer Firma oder eines Standortes das gegebene sind und ich versuche, das maximal Mögliche daraus zu machen und die Produkt- und Leistungspalette zur Disposition steht.

Ein typisches Beispiel meiner Investorentätigkeit war, als meine Gattin und ich 1993 ein ehemaliges Panzerwerk übernommen haben und in eine Maschinen- und Anlagenbaufirma umstrukturiert haben. Hätten wir damals als Industrielle agiert, hätten wir die ursprüngliche Produktpalette nicht ändern dürfen, sondern Optimierungsmaßnahmen am Maschinenpark setzen müssen oder ähnliches.

  • Sie haben mit ihrer Gattin 1993 das Vorgehensmodell Regionale Mittelstands Sicherung entwickelt, als Sie ein Panzerwerk übernommen haben und das in einen erfolgreichen Maschinen- und Anlagenbaubetrieb umgewandelt haben. Bitte beschreiben Sie ganz kurz was das Vorgehensmodell Regionale Mittelstands Sicherung auszeichnet?

Das Wesen des Vorgehensmodells Regionale Mittelstands Sicherung liegt darin, dem Unternehmen Kapital, Knowhow und Kontakte zuzuführen. Nur dadurch ist es möglich die industriellen Prozesse und die Produktpalette zu ändern (Knowhow), die erforderlichen Investitionen zu stemmen (Kapital) und die (neuen) Produkte und Leistungen an die neuen Zielgruppen (Kontakte) zu adressieren.

  • Auf welche Trends muss ihrer Meinung nach die heimische/europäische Industrie setzen um in den nächsten Jahrzehnten wieder an volkswirtschaftlicher Bedeutung zu gewinnen?

Wir sehen global zwei alles überlagernde Megatrends: die Digitalisierung und den Klimaschutz.

Die Digitalisierung ist in aller Munde und es wird weltweit auch schon viel getan um industrielle Prozesse zu digitalisieren (Internet of Things).

Ich persönlich bin aber überzeugt, dass in einigen Jahren der Klimaschutz wichtiger werden wird als die Digitalisierung. Es wird sich der Trend CO2 und andere Klimagase zu bepreisen verstärken.  Eine leistungsfähige Industrie, die ressourcenoptimal produziert und dezentral arbeitet, um Transportwege zu verkürzen, wird dann klare Vorteile bieten und die Produkte günstiger anbieten können, als weit entfernte Hersteller/Lieferanten, die noch dazu umweltschädlich produzieren und deren Produkte mit Umweltsteuern belastet werden.

  • Worauf legen Sie derzeit Ihren Fokus?

Wir haben konzernintern ein Ziel, das wir „Carbon-Zero 2040“ nennen, das bedeutet, dass wir versuchen mittels Neuinvestitionen, Zukäufen aber auch durch Änderung bestehender Prozesse als Gesamtkonzern spätestens im Jahre 2040 einen CO2-Footprint von Null zu haben. Das ist ein ambitioniertes Ziel, wir sind aber zuversichtlich dieses auch ohne Zukauf von CO2-Zertifikaten zur Kompensation erreichen zu können.

(C) FotoLois.com, Alois Spandl, Portrait – Gregor Rosinger, Sa 13. Juli 2019.