Krimi-Lesung: Wer ist Odette?

Krimi-Lesung: Wer ist Odette?

Last Updated on 2023-04-13
Für Hochspannung war gesorgt, als Christian Hoffmann am 29. März im Vintage Salon kwartier15 aus „Die undeutliche Frau“ las. Im zweiten Band seiner Wiener Krimiserie dreht sich alles um eine geheimnisvolle Frau, die sich Odette nennt. Wann er zu schreiben begann und warum er sich für Krimis entschied, erzählt der sprachgewandte Philosoph, der bis vor kurzem als Journalist in leitenden Funktionen bei der „Wiener Zeitung“ tätig war, im INARA-Gespräch.

Aktbilder, ein eleganter Frauenkörper, ein Brandanschlag, ein Toter: Darum geht es im Kriminalroman „Die undeutliche Frau – Eine Wiener Kriminalgeschichte“ von Dr. Christian Hoffmann. Das Buch wurde am 29. März 2023 im Rahmen einer Zweiten Lesung im Vintage Salon kwartier 15 präsentiert. Eine buntgemischte Gästeschar waren dazu auf Einladung von INARA-Chefin Dr. Brigitta Schwarzer in die Reindorfgasse gekommen.

Die erste Lesung des spannenden Werkes hatte bereits am 19. Jänner in den noblen Räumen des Wiener Theatermuseums stattgefunden. „Die undeutliche Frau“ ist nach „Bei der Spinnerin am Kreuz“ (erschienen 2018) der zweite Kriminalroman von Christian Hoffmann. Der Autor, Jahrgang 1956, hat ein abgeschlossenes Philosophiestudium, sodass er sowohl rhetorisch als auch schriftlich aus einem riesigen Reservoir schöpfen kann.

Leser auf die Folter gespannt

Zentrale Figur in Hoffmanns Krimis ist der Journalist Paul Fitzner. Die Idee sei langsam entstanden, erzählt der Autor. Einen Journalisten in den Mittelpunkt zu stellen, war für ihn irgendwie logisch: „Damit kenne ich mich eben gut aus.“ Hoffmann versteht sich exzellent darauf, Stimmungen einzufangen und Spannung aufzubauen. Das zeigte sich besonders, als er im kwartier15 einige Passagen aus dem Buch vortrug. Im neuen Buch ist Fitzner ein Freund des Malers Adrian Müller, der die unbekannte nackte Frau auf dem Cover gemalt hat. Sie nannte sich Odette – wer denkt da nicht an „Schwanensee“? Dort gibt es eine Odette, aber auch ihr böses „Gegenstück“ namens Odile… Ihren wahren Namen kennt der Maler angeblich nicht, obwohl die schöne Odette eine Zeit lang seine Geliebte war.

Fitzner lässt die Sache keine Ruhe, er begibt sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Modell. Er entdeckt zunächst eine mysteriöse Zeichnung, aus der eine Adresse erkennbar wird. Und dann findet er tatsächlich Odette, die in Wirklichkeit allerdings Nora Jakubek heißt und in Wien-Floridsdorf wohnt. Im Kapitel „Der Blutmond“ sprich Fitzner schließlich diese Frau an, als sie gerade ihre kleine Tochter in die Ballettschule bringt. Hier stoppte der Autor, und ließ sich zur weiteren Handlung kein Wort mehr entlocken.

Die Spannung wurde sogar noch weiter gesteigert. Thomas C. Cubasch, Chef des Verlags „Der Apfel“, in dem Hoffmanns Krimis erscheinen, hatte eine Ladung druckfrischer Exemplare der „Undeutlichen Frau“ zur Lesung mitgebracht. Doch wer das Buch gleich vor Ort erwarb, wurde auf die Folter gespannt. Weil die Bücher erst am Nachmittag dieses Tages aus der Druckerei gekommen waren, sollten sie noch 24 Stunden austrocken. „Der Roman ist extrem spannend und ich verstehe, dass Sie wissen wollen, wie die Handlung weitergeht. Aber bitte lassen Sie das Buch noch 24 Stunden geschlossen. Sonst löst sich die Bindung und Sie haben einzelne Seiten in der Hand,“ warnte der Verleger eindringlich. Der Laune der Anwesenden tat dieses kleine Missgeschick keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, es herrschte vielmehr eine sehr gelöste Stimmung. Bei einem Glas Wein plauderten der Autor und die Gäste angeregt noch bis zum späteren Abend.

Erste Schreibversuche mit zwölf

Krimis wie „Die undeutliche Frau“ und „Bei der Spinnerin am Kreuz“ sind nicht die einzigen Werke, die Hoffmann neben seinem Beruf als Journalist verfasst hat. Das Schreiben von Drehbüchern etwa hat er von der Pike auf gelernt, in den 90-er Jahren bekam er für eine seiner Arbeiten einen Drehbuchpreis. Zu schreiben begonnen hat er schon mit zwölf. „Aber wie das bei 12-jährigen so ist, bin ich bei meinem ersten Roman über das zweite Kapital nicht hinausgekommen,“ erzählt er schmunzelnd. Warum gerade Krimis? „Ich dachte, jede und jeder sollte meine Bücher lesen können,“ so der Autor, der bereits über einen dritten Teil seiner Serie nachdenkt.

Es sei einfach, Berichte und Artikel zu schreiben, so Hoffmann. Bei der Prosa gehe es eher darum, was zwischen den Zeilen steht und was im Hintergrund mitschwingt. Dazu sei es notwendig, die Absätze miteinander zu verknüpfen und gleitende Übergänge von einem zum nächsten Gedanken zu finden. „Ich überarbeite meine Texte meistens mehrfach. Dabei muss ich aber aufpassen, nicht zu viel zu machen.  Denn sonst geht das, was mitschwingt, verloren,“ erzählt er. Man dürfe als Autor ja nicht geschwätzig oder selbstgefällig werden und müsse versuchen, sich dementsprechend zu disziplinieren.

Ob ein Buchautor Begabung braucht? Ja und nein, meint Hoffmann. Es ist alles erlernbar und vieles auch Übungssache. Aber eine Grundbegabung müsse vorhanden sein, auch eine gewisse Sprachgewandtheit sei von Vorteil. Der Autor hat selbst viele Bücher über das Schreiben gelesen. Das Schwierigste sei, seinen eigenen Stil zu entwickeln, meint er. Christian Hoffmann ist das jedenfalls gelungen.

Autorin: Dr. Christine Domforth