Ngozi Okonjo-Iweala – die Frau an der Spitze der WTO

Ngozi Okonjo-Iweala – die Frau an der Spitze der WTO

Last Updated on 2021-03-25
Karin Kisling in Five Minutes for Finance, NL 08.03.2021

Hut ab vor der Frau mit dem schrägsten Hüte-Arsenal seit der Queen und den wunderbar farbenfrohen Kleidern, die niemand mit mehr Verve trägt als Ngozi Okonjo-Iweala.

Breite internationale Bekanntheit erlangte die Harvard-Absolventin – Abschluss in Wirtschaftswissenschaften mit Summa cum laude – aus Nigeria, nachdem sie am 15. Februar 2021 als erste Frau und als erste Afrikanerin einstimmig an die Spitze der krisengeschüttelten Welthandelsorganisation WTO berufen wurde. Eine der wichtigsten Errungenschaften der WTO, der Streitschlichtungsmechanismus, ist derzeit nur eingeschränkt handlungsunfähig, da die USA die Ernennung neuer Mitglieder in das Berufungsgremium seit Jahren verhindern. Ngozi Okonjo-Iweala soll die WTO nun wieder auf Kurs bringen. Darüber hinaus eröffnet ihre Ernennung auch die Chance, die Spaltung der WTO in Industrie- und Entwicklungsländer zu überwinden. Eine ziemliche Herausforderung bei einer Charta, in der jedes der 164 Mitglieder ein Veto-Recht hat.

In Finanzkreisen genoss Ngozi Okonjo-Iweala bereits seit ihrer Tätigkeit beim Internationalen Währungsfonds hohes Ansehen. Auch als Finanz- und Außenministerin in ihrem Heimatland Nigeria hat sie in zehn Jahren mehr bewirkt als die meisten Männer in einem ganzen Politikerleben: Sie räumte mit Schwarzarbeit und Korruption auf, setzte im Alleingang Transparenzvorschriften um und eliminierte ruinöse Subventionen, die das ölreiche Land an den Rand des Bankrotts getrieben hatten. Mit ihrem Verhandlungsgeschick gelang es ihr außerdem, das Land um 30 Milliarden Dollar zu entschulden. Euromoney kürte sie 2005 für besten Finanzministerin der Welt.

Tragischerweise wurde der Mutter von vier Kindern dieses Engagement mit Todesdrohungen und der Entführung und Geiselname der eigenen Mutter gedankt. Als Reaktion darauf veröffentlichte sie das Buch „Fighting Corruption is dangerous“ und machte weiter.

Neben diversen Aufsichtsratsposten hat die aktive Impfbefürworterin den Vorstandsvorsitz der Globalen Impf- und Immunisierungsallianz (Gavi) inne. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie fordert sie eine gerechte Impfstoffverteilung und warnt davor, die ökonomischen und sozialen Auswirkungen im Kampf gegen das Virus zu unterschätzen.

Als WTO-Chefin verstärkt sie die Riege der Frauen an den Schalthebeln der globalen Finanzorganisationen: Janet Yellen wird erste Finanzministerin der USA, Christine Lagarde ist erste Chefin der EZB und ihre Nachfolgerin beim IWF ist auch wieder eine Frau, Kristalina Georgiewa. Mit Ngozi Okonjo-Iweala kommt nun eine Frau hinzu, die einen der schwierigsten Jobs überhaupt angeht und deren Erfolg für die Entwicklung des globalen Handels und damit für uns alle von immenser Bedeutung sein wird.

Karin Kisling ist Finanz- und Anlageexpertin und Geschäftsführerin der Savity Vermögensverwaltung GmbH
M: +43 676 730 4974