Nur noch Tauberln füttern und die “Rätsel Krone” ab 45

Nur noch Tauberln füttern und die “Rätsel Krone” ab 45

Last Updated on 2019-08-29
Die OECD kann längeres Arbeiten noch so heftig fordern – ab 45 ist man in vielen Firmen in Gefahr

Abgesehen von der bevorstehenden steigenden Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr, die, wie zu erwarten ist, Ungelernte, Ältere und Frauen treffen wird: Strukturell zeigt sich, dass die Arbeitslosigkeit (in der Hochkonjunktur) für 50 plus kontinuierlich steigt. Da kann die OECD in puncto Pensionssystem vorrechnen, was sie will, und längeres Arbeiten fordern, so heftig sie möchte – ab 45 ist man in vielen Firmen in Gefahr. Je höher die Qualifikation, desto verdeckter das Drama, ein bissl Selbstständigkeit nach einer “Bildungskarenz”, noch ein wenig Durchhalten auf dem betriebsinternen Nebengleis, das rettet ein Jahr, vielleicht noch ein, zwei weitere.

Heimische Strukturen staatsnaher Betriebe und die Ketten der Abfertigung alt, welche es für Arbeitgeber teuer macht, 45 plus rauszuschmeißen, tun dabei der Statistik noch Gutes. Klar kündigt auch kaum jemand, der Abfertigung alt hat und damit einen meist sechsstelligen Betrag herschenkt. Das alles läuft aber aus, ist in Wahrheit Teil einer Welt, die gerade vergeht. Mobilität mit dem “Rucksack” Abfertigung neu ist gut. Aber das Thema, das Problem (auch wenn man heute euphemistisch “Herausforderung” sagen muss) bleibt.

Tatsächlich ist es wohl so, dass sich die fitte wachsende Bevölkerungsgruppe um die fünfzig aufs Tauberlnfüttern einstellen sollte – rasch. Denn zu den Machern, die jene zum Selbstzweck erklärte Disruption durchführen, gehören sie nicht mehr. Und angeblich sind sie digitale Vollkoffer – um nur eines der Stereotype zu bedienen.

Über die gewaltigen Verluste an Wissen und Know-how beim Abservieren Älterer ist ausreichend geschrieben worden. Manche Firmen erkennen das sogar und schaffen Möglichkeiten. Spannend, wie die wahlwerbenden Parteien das Szenario thematisieren werden: Die Bevölkerungspyramide steht kopf. Was soll mit all den nicht in Erwerbsarbeit befindlichen 50 plus, die gesund, leistungsfähig und fit sind und noch viele Jahrzehnte leben, passieren? Organisierte Spaziergänge im Park?

Zwei Drittel der derzeitigen Pensionisten wollen weiterarbeiten, fand seniorsforsuccess (Telemark Marketing hat abgefragt) jüngst heraus. Ehrenamtlich und/oder bezahlt. Dafür sind Strukturen zu schaffen, Chancen zu kreieren. Nicht bloß für die komischen Alten, sondern für uns alle. So viele Aussortierte gehen sich nicht aus.

Quelle: derStandard.at vom 14. August 2019, Karin Bauer