RBI setzt stark auf Innovation

RBI setzt stark auf Innovation

Last Updated on 2019-04-24
Dr. Brigitta Schwarzer, MBA

Kooperationen mit Start-ups und interne Ideenwettbewerbe sollen dabei helfen, zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln und das Leistungsangebot der Bank weiter zu verbessern. Im Mittelpunkt wird aber auch in Zukunft die Beziehung zu den Kunden stehen, betont Dr. Johann Strobl, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Bank International (RBI).

Er hat 30 Jahre Erfahrung im Bankwesen und steht seit März 2017 an der Spitze der Raiffeisen Bank International (RBI): Generaldirektor Johann Strobl betont, er habe seine Karriere nicht geplant: „Alles ist mehr oder weniger Zufall gewesen.“ Der Absolvent der Wirtschaftsuniversität in Wien begann in der Creditanstalt, war dann in der Bank Austria und für kurze Zeit auch in der HypoVereinsbank in München tätig, meist im Risikomanagement und -Controlling, eher er im Jahr 2007 in den Vorstand der Raiffeisen Zentralbank (RZB), dem Vorläuferinstitut der heutigen RBI, einzog. „Am meisten habe ich in Krisenzeiten gelernt, beispielsweise während der Russlandkrise“, betont der Bank-Chef. Jungen Mitarbeitern rät er, nicht nur an eine klassische Karriere bis zum Abteilungsleiter zu denken, sondern auch andere Aufgaben und Chancen wahrzunehmen.  Damit könne man sich weiterentwickeln.

Kein Umbruch im Bankgeschäft

Dass es im Bankgeschäft – etwa wegen der Digitalisierung oder neuer Player wie Amazon oder Facebook – zu einem totalen Umbruch kommt, erwartet Strobl nicht: „Ich glaube, dass die Banken in zehn Jahren gar nicht so viel anders aussehen werden als heute. Wir werden aber auf dem Markt neue Mitbewerber haben.“ Zentrale Aufgaben der Banken werden auch in Zukunft die Bereitstellung von Krediten sowie das Einlagen- und Wertpapiergeschäft sein. Am meisten werde es wie schon heute auf eine gute Kundenbeziehung ankommen. Verlässlichkeit und Vertrauen kommen in allen Branchen an erster Stelle und daran werde sich nichts ändern. „Darauf setzen und bauen auch wir“, betont der RBI-Chef. Man werde auf der einen Seite sehr traditionell bleiben müssen, brauche gleichzeitig aber auch einen modernen Zugang.

Um für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein, setzt die RBI einerseits auf die Kooperation mit Start-ups und nutzt andererseits durch interne Ideenwettbewerbe die hauseigene Expertise und Innovationskraft. 2017 wurde das Accelerator-Programm „Elevator Lab“ gestartet, das die Kooperation mit FinTechs ermöglicht. „Wir laden FinTechs ein. Einige davon haben spezielle Ideen, die für Banken interessant sind. Mit solchen kooperieren wir“, erklärt Strobl. Warum auch die FinTechs an dieser Kooperation interessiert sind? „Für sie sind wir als Bank mit einer Banklizenz und zahlreichen Kunden in vielen Ländern interessant. Das kann für beide Seiten eine win-win-Situation sein“, betont der RBI-Chef.

Großes Interesse bei FinTechs

Zuletzt haben sich bei einer Ausschreibung der RBI mehr als 400 FinTechs aus der ganzen Welt beteiligt. In einem Selektionsverfahren wurden acht davon ausgewählt, die nun binnen 16 Wochen ihre Ideen in praxistaugliche Modelle umsetzen sollen. Am Auswahlverfahren sind auch viele Mitarbeiter aus dem Haus beteiligt, die dabei viel lernen, „über den Tellerrand blicken“ und sich weiterentwickeln können.

Besonders interessant ist laut Strobl beispielsweise ein Projekt zwischen einem Fintech und der Valida, bei dem der Kunde in einfachen Schritten einen detaillierten Überblick darüber erhält, wie sein Geld veranlagt wird. Ein anderes Projekt befasst sich damit, wie man junge Leute zum Investieren bewegen kann. Man werde, so Strobl, eine App entwickeln, mit der die Jugend auch kleinere Beträge – ab etwa 50 Euro – anlegen kann. „Das alles sind kleine, stark kundengetriebene Geschichten, die rasch umgesetzt werden können und für die kaum Investitionen nötig sind.“

Für die rund 47.000 Mitarbeiter der RBI in Österreich sowie Zentral- und Osteuropa gibt es ein Inhouse-Innovationsprogramm. Das Interesse ist groß, berichtet Strobl. Tausende Mitarbeiter haben sich angemeldet, von den hunderten Ideen, die bereits eingeschickt wurden, werden 20 ausgewählt und Teams zusammengestellt. Die Teammitglieder bekommen eine Ausbildung und können dann drei Tage an ihren Produktideen arbeiten. Die besten davon werden vom Vorstand ausgewählt, bekommen ein Budget und die Teammitglieder haben dann vier Monate Zeit, um außerhalb und vollkommen losgelöst von ihren üblichen Tätigkeiten –wie die Start-ups – einen Prototypen oder etwas Vergleichbares zu entwickeln. In beiden Fällen muss die Entwicklung in der Praxis funktionieren, sie muss in die Raiffeisen-Organisation – möglichst in allen Ländern – passen und auch einen Mehrwert für den Kunden bringen.

„Unser Vorteil ist, dass wir schon in den großen Märkten sind und Millionen Kunden betreuen, Start-ups müssen erst dorthin. Das braucht in den meisten Fällen noch einige Jahre“. Großer Vorteil von Instituten wie der N26, eine aufstrebende junge Bank, die aus einem Start-up hervorgegangen ist, ist hingegen, dass sie keine historische IT-Landschaft haben. Traditionelle Banken wie die RBI seien bisher sehr stark von ihrer IT geprägt, die Kommunikation zwischen Kundenbetreuern und der IT sei verbesserungswürdig gewesen, die Kundenwünsche deshalb vielfach zu kurz gekommen. Heute hingegen, so erzählt Strobl, sitzen der Geschäfts- und der IT-Verantwortliche in einem Raum und überlegen regelmäßig gemeinsam, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Neue agile und adaptive Organisationsformen sollen IT und Kundengeschäft zusammenbringen. Vor allem das Backoffice sei bei Banken in der Vergangenheit nie darauf ausgerichtet gewesen, kundenfreundlich zu sein. Da hätten neue Player einen klaren Vorteil. „Unsere Antwort darauf ist, dass wir den großen Backoffice-Block in mehrere kleine Elemente zerlegen, die auf diese Weise agiler und flexibler werden – und damit auch kundenfreundlicher, “ erklärt Strobl.

Nach Einschätzung des RBI-Chefs gibt es vermutlich kein Land, das vollkommen immun gegenüber Korruption ist. Um bei der Bekämpfung voranzukommen, müsse man vor allem bei den Gerichtssystemen ansetzen. Es gibt dazu auch ein Programm der EU. In bestimmten Ländern werden alle Richter Checks unterzogen, das werde mittelfristig viel bewirken. In der Ukraine, wo die RBI mit einer Tochtergesellschaft tätig ist, hat sich nach Einschätzung Strobl schon viel verbessert, Stimmung und Potenzial sind gut.

Mehr Finanzbildung nötig

Ein großes Anliegen ist dem RBI-Chef die Finanzbildung: „Je mehr die Kunden über Finanzthemen, etwa den Zusammenhang von Risiko und Ertrag wissen, desto eher können sie Eigenverantwortung übernehmen“ betont er. Umfragen zeigen immer wieder, dass ein erheblicher Prozentsatz der Österreicher große Wissensdefizite bei Wirtschafts- und Finanzfragen aufweist. In den Lehrplänen der Schulen werden diese Themen derzeit nur stiefmütterlich behandelt. Vor allem Wertpapiere sind für viele Menschen „ein Buch mit sieben Siegeln“, deshalb dominiert das Sparbuch, das wegen der Minizinsen und der Inflation derzeit aber ein Verlustgeschäft ist.

Raiffeisen setzt zwar ebenso wie andere Sektoren schon jetzt auf Finanzbildung und stellt vor allem für Kinder und Jugendliche ein breites Informationsangebot zur Verfügung. „Was unserem Land aber noch fehlt, ist ein umfassendes Konzept“, meint Strobl. Dafür müsse man wahrscheinlich auch mehr Geld in die Hand nehmen.

Dieser Beitrag basiert auf dem Vortrag von Herrn Dr. Strobl im Rahmen des WdF-Business Breakfast am 22.02.2019.

Website: www.rbinternational.com


@David Sailer