Späte Pension: Wieso länger Arbeiten mehr Geld bringt

Späte Pension: Wieso länger Arbeiten mehr Geld bringt

Last Updated on 2022-12-05

Bis 68 arbeiten? Das zahlt sich aus. Für die eigene Geldbörse, für den Arbeitgeber und den Staat.

von Angelika Gross

03.12.2022, 05:00

Man müsse Anreize schaffen, damit Menschen auch über die Pension hinaus arbeiten, betonte Arbeitsminister Martin Kocher vergangene Woche im ORF-Report. Es sei eine von mehreren Maßnahmen, die gegen die derzeit herrschende Knappheit am Arbeitsmarkt helfen soll.

Wifo-Studie zur Pension

Einen ersten Anreiz dafür länger zu arbeiten, liefert nun die aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) im Auftrag des Vereins Aktion Generationengerechtigkeit.

Untersucht wurde die Auswirkung unterschiedlicher Pensionsantrittszeitpunkte innerhalb der Korridorpension auf die Höhe der individuellen Erstpension und das Lebenseinkommen für einige Modellkarrieren beider Geschlechter und sieben Berufsgruppen.

Korridorpension

Bei der Korridorpension handelt es sich um eine Variante der vorzeitigen Alterspension, die einen selbstbestimmten Pensionsantritt zwischen dem 62. und dem 68. Lebensjahr ermöglicht.

Voraussetzungen

In Anspruch nehmen kann sie jeder, der, „mindestens 480 Versicherungsmonate, beziehungsweise 40 Versicherungsjahre vorweisen kann“, erklärt Thomas Url, Studienautor und Ökonom am Wifo.

Die Korridorpension
ist eine Variante der vorzeitigen Alterspension, die einen selbstbestimmten Pensionsantritt zwischen dem 62. Und dem 68. Lebensjahr ermöglicht. Bei Pensionsantritt vor dem 65. Lebensjahr werden Abschläge berechnet, danach gibt es Zuschläge.

Voraussetzung: Am Stichtag müssen
mindestens 480 Versicherungsmonate (40 Jahre) vorliegen, die für die Pensionshöhe zählen.

Hacklerregelung

Personen, die bereits sehr früh zu arbeiten begonnen haben, können mit 540 Versicherungsmonaten die sogenannte Hacklerregelung in Anspruch nehmen. Hier liegen die Abschläge für den früheren Pensionsantritt bei 4,2 Prozent pro Jahr, regulär sind es 5,1 Prozent.

In Österreich gehen die Menschen im Schnitt mit 62 Jahren in Pension. Das Regel-Pensionsalter für Männer beträgt 65 Jahre, für Frauen liegt es aktuell bei 60 Jahren.

Längeres Arbeiten

Ab 1. Jänner 2024 wird es aber stufenweisen angehoben. Und, wie die Studie zeigt, lohnt sich längeres Arbeiten: Mit jedem zusätzlichen Erwerbsjahr kann man mit einer Steigerung der Erstpension um 100 bis 200 Euro rechnen, je nach Beruf und Erwerbseinkommen.

Je höher das Erwerbseinkommen, umso höher der zu erwartende Pensionszuwachs.

Pensionsantritt

Werden die höheren Folgepensionen in der restlichen Pensionszeit mitberücksichtigt, so steigert eine Verschiebung des Pensionsantritts vom 62. auf das 63. Lebensjahr das gesamte Nettolebenseinkommen um 1,5 bis 3,2 Prozent, so das Ergebnis der Wifo-Studie.

Frauen profitieren

Frauen profitieren übrigens in beiden Modellkarrieren (mit und ohne Kind) von der längeren Erwerbstätigkeit etwas stärker als Männer, weil sie eine höhere Lebenserwartung haben, und daher die Pensionsbezugsdauer länger ist.

Zusätzliche Pensionsbeiträge

Vom längeren Arbeiten profitieren aber nicht nur die Beschäftigten.

Thomas Url spricht von einer „Win-Win-Win-Situation: Auf der einen Seite erlangen die Arbeitnehmer damit eine höhere Pensionsleistung, auf der anderen Seite bekommen die Arbeitgeber Arbeitskräfte, die zurzeit ohnehin dringend gesucht werden. Außerdem profitiert die öffentliche Hand, weil sie dadurch zusätzliche Pensionsbeiträge und Lohnsteuer erhält.“

Generationengerechtigkeit

Es gehe aber auch um das Thema der Generationengerechtigkeit, erklärt der Ökonom: „Wenn man im Regelpensionsalter in den Ruhestand tritt, hat man den Generationenvertrag erfüllt. In dem Sinne, dass man die Erwerbszeit eingehalten hat, und als Zahler für das Pensionssystem aktiv war. Jedes Jahr, das man länger arbeitet, ist ein zusätzlicher Beitrag zur Generationengerechtigkeit.“

Anreize schaffen

Damit Menschen in Österreich tatsächlich freiwillig länger arbeiten, müsse man auch seitens der Arbeitgeber Anreize schaffen, findet Thomas Url: „Als Unternehmen darf man ältere Mitarbeiter nicht einfach gehen lassen, nur weil sie eine gewisse Altersgrenze erreicht haben. Man sollte sie weiterbeschäftigen, den Arbeitsplatz anpassen und auch Teilzeit-Modelle anbieten.“

Arbeitsmarkt entlasten

Dadurch ließe sich auch die angespannte Situation am Arbeitsmarkt etwas entlasten, denn: „Wenn nur zehn Prozent der Menschen über das Regelpensionsalter hinaus arbeiten, auch nur Teilzeit, würde das dem Arbeitsmarkt schon helfen“, stellt Arbeitsminister Kocher fest.

Quelle: https://kurier.at/wirtschaft/karriere/spaete-pension-wieso-laenger-arbeiten-mehr-geld-bringt/402245274