26 May Startup300: Selbst noch am Start
Last Updated on 2019-05-26
Börsen-Kurier vom 16. Mai 2019, Tibor Pásztory berichtet live aus der HV
Als noch etwas ungelenk, aber letztendlich informativ erwies sich die erste ordentliche Hauptversammlung der startup300 AG seit ihrem Listing im Jänner dieses Jahres. So gab es weder Stimmzettel noch lagen auch nur irgendwelche Unterlagen auf, geschweige denn ein Teilnehmerverzeichnis. Die Ermangelung von Unterlagen veranlasste einen Aktionärsvertreter, Widerspruch zu Protokoll zu geben, diesen zu Ende der HV aber wieder zurückzuziehen.
Die Wahl von Hannes Niederhauser, CEO der S&T AG, in den Aufsichtsrat lässt erwarten, dass hier künftig mehr IR-Professionalismus einzieht. Das Unternehmen ist seit Jänner dieses Jahres im Dritten Markt der Wiener Börse im Segment direct market plus gelistet, allerdings halten die vorhandenen Investoren an ihren Aktien bislang fest. Ebenfalls in den Aufsichtsrat gewählt wurde Nikolaus Futter, der Vorsitzende der Austrian Angels Investors Assoziation.
Einen äußerst professionellen Eindruck hinterließ Aufsichtsratsvorsitzender Michael Altrichter, einer der führenden Köpfe in diesem Land, was die Finanzierung der Startup-Szene angeht; und dies trotz einer Erkrankung, die ihm beim Sprechen starke Schmerzen bereitete. Die Präsentation des Geschäftsergebnisses blieb aber ohnehin den Vorständen Michael Eisler und Bernhard Lehner überlassen. Beide gehören, wie auch Altrichter und 83 andere „Digital Entrepreneurs“ zu den Gründern des Unternehmens, das sich – wie derzeit fast die gesamte Startup-Branche – digitalen Geschäftsmodellen verschrieben hat.
Das Ökosystem, also das Startup-Universum des Unternehmens, umfasst vier Geschäftsbereiche, die Startups einen möglichst vielfältigen Zugang zum Kapitalmarkt bieten sollen: Beratung, Spaces, Investment und Events. Gemeint sind damit die Tochterunternehmen Think300 (Consultingbereich), Startuplive300 (Events, in denen sich Startups vernetzen können), Conda (Crowdfinancing), Capital300 und Pioneers Ventures (beide Finanzierungen) sowie die drei Locations Factory300, Strada del Startup und Talent Garden, die Startups Quartier bieten. In letzterem fand auch die HV statt.
Der Bericht über das vergangene Geschäftsjahr fiel der Natur eines Startups (die startup300 AG existiert seit 2015, ist aber in gewissem Sinne selbst noch ein Startup) entsprechend aus, es stieg von minus 350.000 Euro auf knapp minus 1,4 Millionen Euro. Dies ist für einen derartigen Wachstumswert nichts Ungewöhnliches, ist doch gleichzeitig der Umsatz von 0,5 auf vier Millionen Euro angewachsen.
Tatsächlich sind die Kennzahlen des Unternehmens (noch) nicht übermäßig relevant. Was zählt, ist profitables Wachstum. Zu diesem Zwecke gilt es, weitere qualifizierte Investoren zu gewinnen. Neben Niederhauser soll dies auch dessen Partner in der Grossotec AG, der Investor Erhard Grossnigg, sein. Dazu solle in absehbarer Zeit eine außerordentliche Hauptversammlung eine Barkapitalerhöhung mit Bezugsrecht von bis zu drei Millionen Euro stattfinden.
Sämtliche Tagesordnungspunkte der Hauptversammlung wurden einstimmig und ohne Enthaltungen gefasst.
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