Strolz: Sich selbst neu erfinden!

Strolz: Sich selbst neu erfinden!

Last Updated on 2020-01-20
Dr. Christine Domforth

Wie man Veränderungen aktiv gestaltet und damit vom Passagier zum Piloten des eigenen Lebens wird, erklärt der ehemalige NEOS-Chef Matthias Strolz in seinem neuen Buch.

Von der politischen Bühne hat er sich im Jahr 2018 verabschiedet. Doch Matthias Strolz, Gründer und ehemaliger Chef der NEOS, legte nur eine kurze Pause ein – für eine Weile tauchte er sogar nach Indien ab – und hat sich dann selbst neu erfunden. Heute ist er umtriebiger denn je. Strolz ist als Coach und Unternehmer tätig, hält Vorträge und Workshops, hat sich an Start-ups beteiligt, arbeitet fürs Fernsehen, ist bei den Bildungsstiftungen von B & C und Berndorf aktiv und hat vor kurzem im Wiener Szeneclub Flex ein Album präsentiert. „Ich habe viele Bälle in der Luft,“ gibt er selbst zu.

Jetzt hat der gebürtige Vorarlberger, der sich selbst als „notorischen Gschaftlhuber“ bezeichnet und gerne Bildungsminister geworden wäre, ein Buch geschrieben, das soeben im Verlag Brandstätter erschienen ist. Es heißt „Sei Pilot deines Lebens – Wege zu mir selbst: Vom Loslassen zum Neuanfang“. Darüber, wie man vom Passagier zum Piloten seines Lebens wird, diskutierte Strolz am 10. September 2019 im Rahmen einer Business Circle Veranstaltung im BENE-Showroom in der Wiener Innenstadt mit dem Psychiater, Krankenhausleiter und Autor Prim. Univ. Prof. DDr. Michael Lehofer.

Love it, change it or leave it lautet das Rezept von Strolz. Jeder Mensch komme im beruflichen wie im privaten Leben immer wieder an Punkte, an denen ein neues Kapitel beginnt. Oder beginnen sollte. Veränderung im menschlichen Leben ist gestaltbar und man sollte sie nicht einfach hinnehmen, sondern selbst aktiv werden, lautet die These von Strolz. Er skizziert dazu ein Modell mit fünf Schritten zur persönlichen Entfaltung und Selbstreflexion: zunächst geht es um bewusst werden, dann loslassen, seine Berufung finden, Formgebung und schließlich sein & tun.

„War bei den NEOS ersetzbar geworden“

„Ich habe den Wunsch, wirksam zu sein.“ So definiert Strolz seinen persönlichen Antrieb. Und natürlich geht es ihm auch um Anerkennung, Applaus sei „Koks für die Seele“. Erfolg könne allerdings auch Selbstkorruption sein – und deshalb gefährlich. „Die Irritation ist die Mutter der Innovation“, ist Strolz überzeugt. Auch Angst spiele eine wichtige Rolle, sie könne ein Wegweiser sein.

Natürlich wurde Strolz auch gefragt, warum er sich vor eineinhalb Jahren aus der Politik zurückgezogen hat. „Ich habe gesehen, dass ich bei den NEOS gut ersetzbar war,“ sagte er. Parteigründer sei „seine“ Rolle gewesen, als Oppositionspolitiker sieht er sich hingegen nicht. Es mache ihm einfach keinen Spaß, sich täglich zu fragen, wen kritisiere ich heute? Außerdem habe seine Gesundheit unter dem intensiven politischen Engagement bereits gelitten: „Einen Bandscheibenvorfall habe ich erst später zugegeben.“ Und die Vaterrolle – Strolz ist verheiratet und ha drei Töchter – sei während seiner Zeit als Politik viel zu kurz gekommen.

„Flügel heben“: Auch für Senioren wichtig

Eine Veränderung, die praktisch allen Menschen bevorsteht, ist das Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben. Für Best Ager – eine zahlenmäßig sehr große Gruppe unserer Gesellschaft – kann das von Matthias Strolz dargestellte Rezept durchaus sinnvoll sein. Man muss die Pensionierung nicht einfach abwarten und dann den Ruhestand mit Nichtstun – quasi in der „Hängematte“ – verbringen, es geht auch anders. Viele Senioren, das zeigen sowohl Statistiken als auch Umfragen, nehmen heute ihr Leben selbst in die Hand und erfinden sich nochmals neu. Und die anderen sollten ernsthaft darüber nachdenken.

Dass Menschen mit 60 oder 65 heute weit gesünder sind als die „Oldies“ früher macht es leichter, nach der Pensionierung neu durchzustarten. Welche Aktivität man anpeilt, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Man kann auf reduzierter Stundenbasis weiter arbeiten oder sich temporär – etwa bei einem Projekt – engagieren. In den Unternehmen regiert zwar heute häufig noch der Jugendwahn. Doch in den kommenden Jahren gehen tausende Babyboomer in Pension, der Fachkräftemangel in Österreich wird sich noch verschärfen und Personalchefs dazu zwingen, auch ältere, erfahrene Menschen einzusetzen. Eine ehrenamtliche Tätigkeit oder ein Hochschulstudium wären weitere Möglichkeiten.

Strolz wollte als Politiker immer den Kindern „die Flügel heben“. Das macht auch bei den Best Agern Sinn. Sie sollten ihre Komfortzone verlassen und sich etwas Neues zutrauen. Dabei geht es nicht in erster Linie um ein zusätzliches Einkommen, wichtig ist vielmehr eine sinnstiftende Tätigkeit, an der man Freude hat und durch die man länger agil bleibt.