05 Oct Telekom-Chef: Steuerfreibetrag für Homeoffice
Last Updated on 2020-10-05
Thomas Arnoldner schlägt 50 Euro im Monat vor. Er plädiert für mehr Vertrauen zwischen Unternehmen und Mitarbeitern.
Thomas Arnoldner sieht als Chef der teilstaatlichen, börsenotierten Telekom Austria klarerweise viele Vorteile im Homeoffice. Allerdings seien, meint er, noch einige Rahmenbedingungen zu lösen. Da die Aufteilung der Kosten zwischen den Mitarbeitern und den Unternehmen sehr aufwendig sei, plädiert Arnoldner für einen Steuerfreibetrag. Er schlägt bei voller Nutzung des Homeoffice 50 Euro im Monat vor. Zusätzlich wäre ein Pauschalbetrag für die Aufrüstung der Infrastruktur zu Hause sinnvoll.
Die Sozialpartner wollen bis März 2021 neue Regelungen für die Arbeit zu Hause ausverhandeln. Arnoldner wünscht sich, „dass das schneller geht“. Auch die Versicherungsfrage bei einem Arbeitsunfall müsse noch geklärt werden.
Der Corona-bedingte Umstieg auf Homeoffice habe in vielen österreichischen Unternehmen einen enormen Kulturwandel und ein großes Umdenken bewirkt, beobachtet der CEO der Telekom. Viele Unternehmenschefs, auch ältere Generationen, würden jetzt Homeoffice befürworten.
“Kultur des Vertrauens”
Voraussetzung sei „eine Kultur des Vertrauens“, argumentierte Arnoldner im Klub der Wirtschaftspublizisten. Unternehmen müssten ihren Mitarbeitern stärker vertrauen, dass diese die Leistung bringen. Und die Mitarbeiter müssten sich dieses Vertrauen erarbeiten.
Es brauche in dieser Krise mehr Eigenverantwortung, nicht nur in den Unternehmen, sondern auch für den Wirtschaftsstandort. „Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass uns Vater Staat schon rausboxt – mit Kurzarbeit, Fixkostenzuschuss und Härtefonds“. Die Mitarbeiter müssten offen sein, ihre digitalen Fähigkeiten auszubauen und in anderen Jobs oder an anderen Orten zu arbeiten. Die Unternehmen wiederum sollten offen sein für neue Business-Modelle.
“Gut aufgestellt für Krise”
Die Telekom Austria selbst sei „gut aufgestellt in diese Krise gegangen“. Man habe die Verschuldung gesenkt und mit einer offenen Kreditlinie von mehr als einer Milliarde Euro einen ausreichenden Liquiditätspolster. Für Zahlungsausfälle durch eine mögliche Insolvenzwelle wurden die Vorsorgen schon im ersten Quartal um fünf bis sechs Millionen Euro auf 1 bis 1,5 Prozent des Umsatzes erhöht.
Da die Corona-Krise die Digitalisierung beschleunigt, zählen die Telekom-Unternehmen eher zu den Gewinnern. Doch wegen der geringen Reisetätigkeit brechen die Roaming-Erlöse weg. Für das Gesamtjahr rechnet Arnoldner mit einem Umsatzrückgang für den Gesamtkonzern von rund zwei Prozent. Ausgenommen Weißrussland (Währungsverluste) seien derzeit alle Länder inklusive Österreich gut und stabil unterwegs, betonte Arnoldner.
Die Automatisierung treibt jedoch den Mitarbeiter-Abbau weiter voran. Abzüglich der Neu-Eintritte reduziert sich die Zahl der Beschäftigten jährlich um rund 300 bis 400 Mitarbeiter. Pro Jahr gibt das Unternehmen für den sozial verträglichen Job-Abbau rund 84 Millionen Euro aus. 42 Prozent der 7500 Mitarbeiter in Österreich sind noch Beamte, dort läuft der Job-Abbau über Pensionierungen.
Die Kritik des Betriebsrates an der Erhöhung der Dividende auf 23 Cent verteidigte Arnoldner. Eine Dividendenrendite von 3,7 Prozent sei ordentlich, aber „keineswegs übermäßig“, die Aktionäre hätten ja auch Kursverluste.