Tod von Ingeborg Bachmann

Tod von Ingeborg Bachmann

Last Updated on 2023-08-22
Wiener Zeitung 17.10.2018  

Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 in Klagenfurt geboren und starb im Alter von nur 47 Jahren am 17. Oktober 1973 in Rom. Die österreichische Schriftstellerin gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen und Prosaschriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Seit 1977 wird jährlich der nach ihr benannte und ihr zu Ehren ins Leben gerufene “Ingeborg-Bachmann-Preis” verliehen. Bachmann verfasste eine Vielzahl an Büchern, Theaterstücken und Drehbüchern, teilweise auch unter dem Pseudonym Ruth Keller.

Bachmann wuchs als Tochter des Schuldirektors Mathias Bachmann und seiner Frau Olga auf. Das Gailtal als Grenzgebiet und Schnittpunkt der drei großen europäischen Sprachfamilien, in dem die Familie gerne die Ferien verbrachte, prägte Bachmanns späteres Schaffen. Schon als junges Mädchen versuchte sie sich als Komponistin und verfasste erste Gedichte. Anfangs wollte sie Musikerin werden, doch studierte sie letztlich Philosophie, Psychologie, Germanistik und Rechtswissenschaften an den Universitäten Innsbruck, Graz und Wien. In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit dem Philosophen Martin Heidegger.

Ihre erste große Liebe galt dem wesentlich älteren Wiener Essayisten und Literaturkritiker Hans Weigel, dessen Geliebte sie war. Sie spielt in Weigels Roman die “Unvollendete Symphonie” eine wesentliche Rolle. 1946 veröffentlichte Bachmann ihr erstes Werk “Die Fähre” in der “Kärntner Illustrierten”. Während ihrer Studienjahre befreundete sie sich mit Paul Celan, Ilse Aichinger und Klaus Demus. Von 1951 bis 1953 arbeitete sie als Redakteurin beim Wiener Hörfunksender Rot-Weiß-Rot. 1952 präsentierte sie ihr erstes Hörspiel “Ein Geschäft mit Träumen”. Aus ihrer Feder stammen auch elf Folgen der wöchentlichen “Radiofamilie”. 1953 erhielt sie den Literaturpreis der “Gruppe 47”, einer Schriftstellergruppe, die sich für eine Erneuerung der Literatur nach der NS-Zeit engagierte. Bald darauf übersiedelte sie nach Italien. “Der Spiegel” berichtete 1954 in seiner Titelgeschichte über sie – mit diesem Beitrag wurde sie einem breiteren Publikum bekannt.

1957 erhielt sie den “Bremer Literaturpreis” und erhielt einen Job als Dramaturgin beim “Bayrischen Fernsehen”. So musste sie ihr geliebtes Italien verlassen. Die stets kämpferische Schriftstellerin engagierte sich gegen Atomkraft, für die Rechte der Frauen und sorgte mit ihren Hörspielen und Gedichten für Aufsehen. 1958 verliebte sie sich in den Schriftsteller und Architekten Max Frisch und zog zunächst zu ihm nach Zürich, dann wohnten beide in Rom. Frisch trennte sich jedoch für eine junge Studentin von Bachmann – womit er ihr das Herz brach. Trotz ihrer Karriere – sie erhielt u. a. 1961 den “Deutschen Kritikerpreis”, 1964 den “Büchner Preis”, 1968 den “Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur”, 1971 den “Anton-Wildgans-Preis”, sie wurde Mitglied der “Akademie der Künste” in Berlin, folgten mehrere Krankenhausaufenthalte aufgrund ihrer Tabletten- und Alkoholkrankheit.

Ihr Roman “Malina” gilt in der Frauenforschung als beispielhafte Erzählung weiblichen Schreibens und war in den 80er-Jahren quasi ein Standardbuch im Feminismus.

Im September 1973 schlief sie mit einer brennenden Zigarette ein, am 17. Oktober 1973 starb sie im Krankenhaus – letztlich an Entzugserscheinungen. Ihr Grab befindet sich am Friedhof Klagenfurt-Annabichl.

Anmerkung: Heuer jährt sich der Todestag von Ingeborg Bachmann zum 50. Mal und sowohl die Medien als auch einige Ausstellungen würdigen ihr Werk gebührend. INARA hat obigen Beitrag aus dem Jahr 2018, also anlässlich ihres 45. Todestages, für diesen Newsletter ausgewählt, weil er wie kaum ein anderer Leben und Wirken der Schriftstellerin auf den Punkt bringt.