Vorsorge macht weiter Sorge

Vorsorge macht weiter Sorge

Last Updated on 2022-12-20
Mag. Manfred Kainz

Die hohe Inflation führt zu einer laufenden Entwertung unserer Sparguthaben und anderer Vermögenswerte. Das stellt auch die finanzielle Altersvorsorge vor besondere Herausforderungen.

Die Kaufkraftsicherung der Pensionistinnen und Pensionisten wird jedes Jahr breit diskutiert, aber genauso wichtig sind die Anliegen der Aktiven: Wie kann trotz hoher Inflation ein langfristiger Vermögensaufbau gelingen? Können steuerliche Maßnahmen die private Vorsorge begünstigen und wenn ja, wie sollen sie aussehen? Und was sind aktuell die größten Herausforderungen für die private Altersvorsorge aus Sicht der Finanzbranche? Darüber diskutierte ein hochrangiges Panel im Ringturm der Wiener Städtischen Versicherung: Finanzminister Magnus Brunner, die Vorstandsvorsitzende der Erste Bank, Gerda Holzinger-Burgstaller, und der Generaldirektor der Wiener Städtischen, Ralph Müller.

Vorsorgedepot
Finanzminister Brunner holte weit(er) aus und forderte für eine signifikante Inflationssenkung auf EU-Ebene eine Entkoppelung der Gas- und Strommärkte. Was breiten Kapitalaufbau betrifft, werde die vielfach seit Jahrzehnten geforderte – und im Regierungsprogramm niedergeschriebene – Behaltefrist für Wertpapiere, ab der Gewinne KESt-frei sein sollen, seit seinem Konzept im April 2022 vom grünen Koalitionspartner gebremst, bedauert der Finanzminister. Dabei wäre ein „Vorsorgedepot“ mit Behaltedauer eine „einfache Lösung“. Seine weiteren Vorschläge für leichtere Vermögensbildung: Beim ersten Eigenheim die Grunderwerbsteuer abschaffen und die KIM-Verordnung der Finanzmarktaufsicht entschärfen. Dem Vorschlag von INARA und dem Austrian Senior Experts Pool (ASEP), die Pensionsversicherungsbeiträge für Pensionisten, die weiterarbeiten (wollen), auszusetzen, kann Brunner viel abgewinnen: Dadurch könnten rasch 30.000 Arbeitskräfte mobilisiert werden.

Positiv aufladen
Für Erste Bank Vorstandschefin Holzinger-Burgstaller braucht das langfristige Absichern und Vermehren des Wohlstandes ein „Umdenken“ im Sinne eines anderen Framings für den Kapitalmarkt: Nicht jeder, der die Börse nutzt, ist ein Spekulant. Vermögensaufbau sei heute viel schwieriger als in der Vergangenheit, daher brauche es ein Anreizsystem, um mehr in den Kapitalmarkt zu gehen. Investieren am Kapitalmarkt gehöre „positiv aufgeladen“. Ihr Aufruf: „Pläne gibt es genug, jetzt braucht es Umsetzung, da hinken wir hinterher!“ Was ein „Vorsorgedepot“ für jedermann betrifft, solle es nicht zu kompliziert werden, bei allem was kommt. Abschöpfung von sog. „Zufallsgewinnen“ von Unternehmen, d.h. Umverteilung via Steuer hält sie für „unglücklich“: Die Mittel sollten zweckgewidmet für den „großen Kraftakt, aber auch die große Chance der grünen Transformation“ für nachhaltige Investitionen bei den Unternehmen bleiben.

Aufholpotenzial
Für Wiener Städtische Generaldirektor Müller ist die private Vorsorge wichtig als Ergänzung der staatlichen Umlage, damit das ganze System in der Zukunft nachhaltig sein kann. Die Ergänzung sei nicht nur vorteilhaft für jeden einzelnen Versicherten, sondern auch für den Staat, indem die wachsende Pensionistengruppe ausreichend Kaufkraft habe. Bei der 2. und 3. Säule habe Österreich „noch großes Aufholpotenzial“. Konkret schlägt Müller eine Halbierung der Versicherungssteuer bei der klassischen Lebensversicherung vor, sowie einen Wegfall der VSt. bei fondsgebundenen Lebensversicherungen, wenn sie in nachhaltige „Artikel 8 und 9“-Fonds investieren, um damit „grüne“ Veranlagung zu fördern.