Warum Fehler kein Tabu sein dürfen

Warum Fehler kein Tabu sein dürfen

Last Updated on 2023-05-25
Dr. Christine Domforth

Von einer positiven Fehlerkultur am Arbeitsplatz profitieren sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen.

Für Unternehmen ist es wichtig, mit Fehlern sowie den Konsequenzen von Fehlentscheidungen konstruktiv umzugehen – also eine positive Fehlerkultur zu implementieren und dann zu leben. Dass Fehler passieren, lässt sich nie ganz vermeiden. Ohne Fehler und Misserfolge gibt es auch keine Innovation. Man sollte aber daraus lernen und weitere Schäden vermeiden. Das sind übrigens keine Erkenntnis moderner Managementtheorie, sondern schon alte Weisheiten. Von Cicero, dem Philosophen und römischen Konsul, ist folgender Ausspruch überliefert: „Jeder Mensch kann irren, aber nur Dummköpfe verharren im Irrtum.“ Und der chinesische Philosoph Konfuzius meinte: „Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten.“

Aus Fehlern lernen

Traditionell wurde hierzulande von Unternehmern über Fehler und Misserfolge lieber geschwiegen, geredet hat man immer nur über Erfolge. In letzter Zeit ist aber ein neuer Trend spürbar. So berichten Unternehmer:innen – teils aus der Start-up-Szene, teils aus klassischen Branchen – bei Veranstaltungen wie den „Fuckup Nights“ vor zahlreichen Zuhörern über ihre unternehmerischen Flops bis hin zur Insolvenz und erzählen, was sie daraus gelernt haben. Diese Trendwende – hin zu einer positiven Fehlerkultur – wäre auch im Arbeitsleben dringend nötig.

Von einer solchen Fehlerkultur am Arbeitsplatz profitieren sowohl die Mitarbeiter als auch das Unternehmen. Statt Fehler zu verurteilen und zu bestrafen sollte ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, das Fehler als Chance betrachtet, es künftig besser zu machen, und die Mitarbeiter dazu ermutigt, aus den Fehlern zu lernen und zu wachsen. Damit wird eine positive Fehlerkultur ein fundamentaler Bestandteil einer lernenden Organisation. Um diese neue Einstellung am Arbeitsplatz zu etablieren, sind vor allem die Führungskräfte der Unternehmen gefordert. Eine neue Fehlerkultur zu etablieren, ist keine einmalige Aktion, sondern erfordert langfristige und konsequente Bemühungen. Auf Schuldzuweisungen muss dabei verzichtet werden, es darf kein Klima der Angst herrschen, weil dadurch Ideenreichtum und Kreativität abgewürgt werden. Fehler, die passiert sind, sollten vielmehr konstruktiv analysiert werden.

Motivationsschub für Mitarbeiter

Wenn Fehler nicht als Tabu betrachtet, sondern als natürlicher Bestandteil des Arbeitsprozesses gesehen werden, können Unternehmen eine Atmosphäre des Vertrauens, des Lernens und des Wachstums schaffen. Wird das umgesetzt, fühlen sich die Mitarbeiter motiviert und werden ermutigt, ihr Bestes zu geben, Innovationen voranzutreiben und im Team gemeinsam zu lernen, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Für das Anwerben von neuem Personal bzw. das Halten von wertvollen Mitarbeitern im Unternehmen – beides derzeit ebenso wichtig wie schwierig – kann eine überzeugend gelebte positive Fehlerkultur ebenfalls einen wertvollen Beitrag leisten. Letztlich können damit auch Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich verbessert werden und die Kundenzufriedenheit gesteigert werden.

Um eine positive Fehlerkultur am Arbeitsplatz zu etablieren, braucht es vor allem eine offene und transparente Kommunikation mit den Mitarbeitern. Regelmäßige Feedback-Gespräche und Team-Meetings bieten die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Führungskräfte und Vorgesetzte müssen sich ihrer Vorbildwirkung bewusst sein und offen zu eigenen Fehlern stehen. Damit ermutigen sie auch die Mitarbeiter dazu, selbst Verantwortung für gemachte Fehler zu übernehmen und aktiv nach Lösungen zu suchen. Die Mitarbeiter brauchen auch Lob und zwar nicht nur für Erfolge, sondern auch dann, wenn sie proaktiv ihre Fehler reflektieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Auch für die Prävention wichtig

Wer aus Fehlern lernen soll, braucht dafür Unterstützung. Unternehmen sollten daher für kontinuierliche Weiterbildung sorgen, Schulungen, Workshops und Mentoring-Programme anbieten. Eine gründliche Fehleranalyse ist Voraussetzung für die Prozessoptimierung, die hilft, ähnliche Fehler In Zukunft zu vermeiden. Dazu gehört weiters, dass die Mitarbeiter für die Fehlerprävention entsprechend sensibilisiert werden.

Fehler sind oft Ausgangspunkt für kreative Lösungen und Neuerungen. Eine positive Fehlerkultur ermutigt Mitarbeiter, ihre Fehler als Sprungbrett für neue Ansätze und Verbesserungen zu betrachten. Deshalb sollten Fehler auch als natürlicher Bestandteil des Risikomanagements gesehen werden.