Warum ich Merkel schätze, Pannoniens Hans Peter I. verehre und die Coronavirus-Mutation nicht fürchte

Warum ich Merkel schätze, Pannoniens Hans Peter I. verehre und die Coronavirus-Mutation nicht fürchte

Last Updated on 2020-04-19

Die Mischung aus martialischer und pädagogischer Ansprache vieler europäischer Regierungschefs hat zu Beginn der Krise funktioniert, nun darf man uns wieder wie Erwachsene ansprechen.

Guten Morgen! Erlauben Sie mir eine paradoxe Intervention. Oder mehrere. Einige Beobachtungen der vergangenen Tage würde ich gerne mit Ihnen teilen, aber Sie dabei bitten, keineswegs Ihr positives Bild von mir zu ändern. Angela Merkel erklärte in den vergangenen Tagen den zarten Ausstieg aus dem deutschen Lock-Down heraus und das daraus entstehende mögliche Risiko. Gut möglich, dass ein naturwissenschaftliches Studium eine gewisse Lockerheit bei der Lockerung gibt, aber Merkel erklärte die Gefahr des vielzitierten Rebounds wunderbar sachlich, einleuchtend und doch drastisch: Wenn ein Infizierter 1,2 Menschen wieder anstecke, klinge das nicht viel, sorge aber für eine vergleichsweise baldige Überlastung des deutschen Gesundheitssystems. Die Mischung aus martialischer und pädagogischer Ansprache vieler europäischer Regierungschefs allen voran Sebastian Kurz hat zu Beginn der Krise funktioniert, nun darf man uns wieder wie Erwachsene ansprechen. Die Kinder schauen ohnehin keine Nachrichten mehr.

Doskozil hat schon gewonnen. Niederösterreichs Sebastian Kurz wird sicher schon bald um ein Feriendomizil ansuchen.

Naturgemäß habe ich auch schon die aktuelle „Presse“ für Sie gelesen: Köksal Baltaci widmet sich der Angst, ob das Coronavirus mutiert oder nicht. Bereits infizierte und wieder genesene Personen würden dann keine Immunität mehr aufweisen und könnten sich erneut anstecken. Auch Medikamente und eine Impfung, an denen derzeit weltweit mit Hochdruck geforscht wird, wären dann möglicherweise nicht mehr wirksam: „Nein“, sagt Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde des Kepler-Universitätsklinikums Linz. Denn: Das Virus hat keinen Grund, sich zu verändern, weil es sich weltweit beinahe ungestört ausbreiten kann.

Es gibt weder ein Medikament dagegen, noch einen Impfstoff, noch können ihm hohe Temperaturen und UV-Licht etwas anhaben. Stattdessen hat es einen Pool an Milliarden von Menschen vor sich, die es in den kommenden Jahren befallen kann. Tatsächlich kann abgesehen von Maßnahmen wie Kontaktreduktion und Händehygiene praktisch nichts unternommen werden, um das Virus aufzuhalten. „Solange sich das Virus also weiterhin ausbreitet, ist eine Mutation mangels Notwendigkeit nicht sehr wahrscheinlich“, sagt Lamprecht.

Klingt irgendwie beunruhigend beruhigend.

Wolfang Greber schreibt wie die Pandemie auch die stärksten Streitkräfte der Welt hemmt, die US-amerikanischen nämlich. Das nützen Russland, China und der Iran nun aus. Letztlich wurde die 1,3 Millionen Mann starke US-Militärmaschine im großen Stil eingefroren: Laut Pentagon hemmt das bis 11. Mai Bewegungen von über 90.000 Personen, und das sind nur die, deren Reisen absehbar waren. Die USS Theodore Roosevelt sitzt vor Guam im Westpazifik fest, die Ronald Reagan in Yokosuka (Japan). Die Nimitz hätte bald von Bremerton (US-Staat Washington) auslaufen sollen und wird nun zurückgehalten, auch auf der in der Nähe liegenden Carl Vinson gibt es Corona, sie ist aber in Überholung. Mehrere weitere Schiffe sind betroffen. Und so sandte Peking am Wochenende den Flugzeugträger Liaoning mit Eskorte ins Meer zwischen Taiwan und der japanischen Insel Okinawa, dort ist eine US-Basis.

Anfang April versenkte ein chinesisches Küstenwachschiff nahe der umstrittenen Paracel-Inseln im Südchinesischen Meer einen Fischkutter aus Vietnam, neue „Forschungsstationen“ wurden auf Riffe und Sandbänke gebaut. Am Donnerstag hörte man von einem Vermessungsschiff aus China, das durch von Vietnam reklamierte Gebiete fuhr und nun vor Zonen liegt, die auch Brunei und Malaysia beanspruchen.  Chinas Außenamt meldete, sie führe „normale Tätigkeiten“ durch und wies Kritik aus Washington, man nütze die Pandemie für „unrechtmäßige Aktionen“, zurück.

Im Persischen Golf indes umschwirrte am Mittwoch ein Dutzend Schnellboote der Iraner mehrere US-Schiffe und kam bis auf wenige Meter nahe. Das sei „gefährlich und provokant“, sagte ein Sprecher des US-Militärs. Aus Teheran kam keine Reaktion. Aber: Tatsächlich ist das US-Militär durch Corona nicht komplett gelähmt. Notwendige Einsätze bleiben machbar. Weiter: Gegner der USA testen Corona-geschwächte Supermacht.

Christine Kary und Gerhard Hofer haben KSV1870-Chef Ricardo-José Vybiral befragt, der ab Juni eine Pleitewelle fürchtet. Er attestiert den meisten heimischen Unternehmen aber auch eine „relativ hohe Eigenkapitalquote“. Im internationalen Vergleich ständen die Klein- und Mittelbetriebe sehr gut da, betont er und knüpft daran die Hoffnung, dass die österreichische Wirtschaft wieder schneller auf die Beine kommt. Hier die wichtigsten Erkenntnisse seiner Blitzumfrage: Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen. Ein Viertel der Betriebe steht vor der Pleite, aber genauso viele halten noch lang durch. Wie lang sind die heimischen Betriebe noch zahlungsfähig? Etwa acht Prozent der Unternehmen steht bereits jetzt das Wasser bis zum Hals. Sie haben noch Geld für „wenige Tage“. 24 Prozent stehen de facto vor der Pleite und haben noch für maximal vier Wochen Geld. Gleichzeitig sind aber genauso viele Unternehmen dank hoher Eigenkapitalquote sogar über ein halbes Jahr hinaus liquid. Knapp die Hälfte der Firmen hat Reserven für drei bis sechs Monate. Details lesen Sie hier. 

Pathologe Martin Klimpfinger erklärt Ulrike Weiser, warum man im Covid-Todesfall selten seziert.

Weiser: Wie definiert man überhaupt einen Covid-Toten? Erst hieß es: jeder positiv Getestete, der stirbt. Dann hieß es, nicht jeder, der mit Covid, nur wer an Covid stirbt, zählt. Zuletzt sagte der Gesundheitsminister, man könne das eine vom anderen eh nicht unterscheiden. Wie ist das jetzt?

Klimpfinger: Man kann nicht sagen, dass automatisch jeder, der positiv getestet wurde, als Corona-Toter gilt. Es geht auch hier um die klinisch-pathologische Zusammenschau: Es braucht eine nachgewiesene Infektion und eine zumindest klinisch belegte Todesursache im Rahmen der Infektion. Und in jenen wenigen Fällen, bei denen man es klinisch nicht weiß, wird obduziert. Manchmal wird auch erst bei der Obduktion der Abstrich gemacht.

Weiser: Der deutsche Pathologe Klaus Püschel glaubt, dass Covid statistisch keine Rolle spielt. Er sagt, es werde nicht mehr Tote geben, weil nur Leute sterben, die sowieso sterben würden, nur eventuell früher. Sehen Sie das auch so?

Klimpfinger: Das sehe ich nicht so. Wenn ein Achtzigjähriger, der sonst noch sieben Jahre leben würde, jetzt verstirbt, kann man diese Lebensverkürzung nicht mathematisch vom Tisch wischen. Was aber stimmt: Wenn man die Statistik nur auf Österreich und Deutschland bezieht, wird die Zahl der Toten nicht sehr viel höher sein als sonst. In Italien, in Spanien und in den USA ist das dramatisch anders.  Bei uns gibt es aber auch deshalb relativ wenige Tote, weil das Virus mit massivstem Einsatz bekämpft wurde. Wenn Herr Püschel nach einer erfolgreichen Bekämpfung nun sagt, das sei eh harmlos gewesen, ist das keine saubere Datenauswertung. Mehr dazu lesen Sie hier.

Und eine nachvollziehbare Neuigkeit von Eva Walisch: Für einen sportlicheren Lebenswandel der Österreicher sorgt die Quarantäne definitiv nicht. Eher im Gegenteil. Sportsoziologe Otmar Weiß, der das Zentrum für Sportwissenschaft der Universität Wien und den dortigen Fachbereich Psychomotorik leitet: Die psychische Belastung, die durch die Ausgangsbeschränkung entstehe, sei nicht zu unterschätzen – denn durch die Einschränkungen sinke die allgemeine Motivation des Menschen. „Und dadurch wird man schlussendlich träge.“ Aber: Sabine Beinschab vom Research Affairs Institut befragte Anfang April in einer Studie 1000 Personen, ob diese seit der Coronakrise einen gesünderen Lebensstil pflegen. Beinschab kommt zum Schluss: Rund zwei Drittel der Österreicher leben gesünder als zuvor. „Einerseits weil man häufiger frische Speisen zubereitet und sie bewusster konsumiert, aber auch durch die Entschleunigung und weniger Stress im Alltag“, sagt Beinschab. Doch die Befragten gaben ebenso an, derzeit tendenziell weniger Sport zu machen.

Und die Wiener können jetzt nicht einmal mehr durch den Neusiedler See robben.

Bis Montag und ein schönes Wochenende. Wenn ich Ihnen am Montag nicht schreibe, hat mich die burgenländische Gendarmerie aus dem Verkehr gezogen. Und ich mag die Neos.

Quelle: https://www.diepresse.com/5801357/warum-ich-merkel-schatze-pannoniens-hans-peter-i-verehre-und-die-coronavirus-mutation-nicht-furchte?from=rss