Zwischen Profit und Planet

Zwischen Profit und Planet

Last Updated on 2024-03-18
Mag. Manfred Kainz

„Spannungsfeld Wirtschaft: Zwischen Profit und Planet“. So lautete der Titel einer abendlichen Podiumsdiskussion im neuen Diskurs-Format ‚Forum:Philosophie‘ am 8. März in der erfreulich gut besuchten Aula des Bundesgymnasiums Bachgasse in Mödling. Gewinne machen mit gutem Gewissen, (wie) geht das? war das Thema.

Ethisch – aber wie? 

Die Gründerin des Forum:Philosophie, Gymnasialprofessorin für Ethik, Initiatorin & Moderatorin des Diskussionsabends, Gabi Holzer, zur Breite des Themas: Die Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft und ethikorientierter Nachhaltigkeit werfen zahlreiche Fragen auf: Lassen sich wirtschaftliches Wachstum, Kapitalismus und Gewinnorientierung einerseits mit Ressourcenschonung, Umweltschutz und sozialer Verantwortung andererseits vereinbaren?“ Die Komplexität des Spannungsfeldes erfordere „eine ganzheitliche Betrachtung“: Also eine „ethische Ökonomie“, die die Integration ethischer Prinzipien und Werte in wirtschaftliche Entscheidungen und Aktivitäten betont. „Ein ethische Ökonomie strebt danach, nicht nur betriebswirtschaftliche Ziele zu erreichen, sondern auch moralische und Werte sowie soziale Verantwortung zu berücksichtigen.“

Der Wirtschaftsethiker und philosophische Praktiker Wolfgang Damoser über zu viel Harmonie-Illusion: „Solange sich ethisches Verhalten für Unternehmen langfristig rechnet, herrscht meist Einigkeit bei allen Beteiligten. Erst wenn die Ethik den wirtschaftlichen Interessen entgegensteht – wenn etwa die Erdölindustrie als Ganzes zur Debatte steht – zeigt sich, wie ernst es Unternehmen mit Ethik wirklich meinen.“ Aber auch er ist für ein Miteinander: „Unternehmen und deren Mitarbeiter sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Wir brauchen einen gemeinsamen Wertediskurs von Politik, NGOs, Gewerkschaften, Wissenschaftlern und Unternehmen, um tragfähige Lösungen für Krisen zu formulieren.“

Betrieblich einsetzen

Soziale Verantwortung von Unternehmensführungen und gute Unternehmenskultur haben positive betriebswirtschaftliche Effekte, argumentierte Corinna Häsele von der Plattform `Better Linked´: „Neueste Studien zeigen, dass das Engagement um 51 Prozent steigt, wenn man seine eigene Arbeit als sinnstiftend und nachhaltig wahrnimmt.“ Weitere Erkenntnis aus der Empirie: „Wer in soziale Verantwortung investiert und diese Werte auch aktiv, spürbar lebt, steigert die Resilienz der MitarbeiterInnen und des Unternehmens jeweils um rund 15 Prozent.“

Diesen betrieblichen Erfolgsfaktor bewarb auch die Nachhaltigkeitsberaterin Susanne Langmair-Kovacs: „Es geht immer um die Menschen. Wenn nachhaltiges Wirtschaften im Unternehmensalltag erfolgreich umgesetzt werden soll, müssen die Mitarbeiter:innen von der Sinnhaftigkeit dieser Strategie überzeugt werden.“ Sie müssen die Werte des Unternehmens teilen und „das Gefühl haben, dass ihr jeweiliger Beitrag wichtig ist und etwas bewirkt“.

Jede(r) kann

An die Individualverantwortung appellierte Barbara Stalze, Obfrau des `Ethik.Guide´: „Wir alle müssen für gesellschaftliche Veränderungen in Aktion treten. Informiere Dich über die Ursachen und Lösungen unserer Probleme. Und ja, alleine kannst Du die Welt nicht retten, in der Gemeinschaft kann es uns gelingen. Finde gemeinsam mit anderen heraus, wie Du Deine Fähigkeiten für eine lebenswerte Zukunft einsetzen kannst.“

Günter Bergauer, Senior Director bei Schelhammer Capital, Juryvorsitzender der `Austrian SDG-Awards´ und Vorsitzender der `Allianz für Ethik & Nachhaltigkeit in der Wirtschaft´ des `Senats der Wirtschaft´, ist vorsichtig optimistisch: „Das Bewusstsein für ein Umdenken in der Wirtschaft ist da, vor allem bei den Jüngeren. Information ist deshalb besonders wichtig!“ Es gebe die gemeinsame Erkenntnis, dass jeder einen individuellen Beitrag leisten kann.

Der Autor dieses Artikels diskutierte ebenfalls mit. Seine Kernbotschaft: „Viele institutionelle Kapitalanleger setzen schon auf ethisches Investieren und auch für uns Private gibt es viele Möglichkeiten: Aktives Aktionärstum, Impact Investing, Taxonomie-konforme Fonds… Unternehmen, gerade auch KMU, tun schon vieles in Sachen Verantwortungsbewusstsein, das wirksam und nachahmenswert ist. Die Politik sollte auf positive Incentives aus den Erkenntnissen der Verhaltensökonomie setzen.


@Sandra Obermair